18.09.2019
Wie viel Tourismus verträgt die Natur?
Der Stoos hat mit der neuen Bahn im Schlattli, Muotathal, einen Aufschwung erlebt. Nebst der ohnehin schon guten Wintersaison kamen auch im Sommer tausende Tagesgäste, um die Weltneuheit zu erleben und vom Fronalpstock die einmalige Aussicht zu geniessen. Schon in diesem Sommer, eineinhalb Jahre nach der Eröffnung, transportierte die Bahn den millionsten Gast. Damit die Bergwelt rund um den Stoos nach wie vor unberührt und umweltverträglich bleibt, braucht es aber auch Leute, die ihr Sorge tragen.
Der Tourismus hat die Gemeinde Morschach schon immer begleitet. Insbesondere das Gebiet Stoos, das für Gäste nur durch eine Luftseilbahn von Morschach und eine Standseilbahn eingangs Muotatal erschlossen ist, ist eine beliebte Ausflugs- und Feriendestination. Aber auch Morschach selber ist mit dem bekannten Swiss Holiday Park ein Magnet. Die Tourismusbranche bringt der 1000-Einwohner-Gemeinde fast gleich viele Arbeitsplätze. «Wir profitieren indirekt stark vom Tourismus», sagt Gemeinderat Rupert Suter. Handwerker, Gastrobetriebe und Bauern hätten dadurch Arbeit.
Die Eröffnung der neuen Standseilbahn hat dem Naherholungsgebiet frischen Wind gebracht, aber auch Grenzen aufgezeigt. «Im letzten Sommer mussten die Besucher am Fronalpstock zeitweise anstehen», erzählt Suter. Die Gäste stürmten den Gipfel und begingen die beliebte Gratwanderung tausendfach – was Spuren neben den Wegen hinterlassen hat. Damit gerade Abfall nicht in der Natur liegen bleibt, sammeln ihn Älpler und Freiwillige regelmässig ein.
Ressourcenschonend sind aber auch die vielen Gäste, die mit dem Bus anreisen sowie die geplanten Massnahmen zur Energiegewinnung. Das Überwasser aus dem Stoos-Seeli soll künftig ins Schlattli geleitet und dort turbiniert werden. Das Resultat: Ökologischer Wasserstrom aus der Region.
Auch die Besucherzahlen haben sich mittlerweile eingependelt und werden zurzeit nicht weiter ausgereizt; auf Marketing im asiatischen Markt wird etwa verzichtet. Rupert Suter, der sowohl in der Tourismus- wie auch in der Energiekommission vertreten ist, würde sich lediglich wünschen, dass noch mehr Übernachtungsgäste auf den Stoos kommen. Mit der geplanten Stoos Lodge und der Erweiterung des Seminarhotels dürften bald auch die dafür benötigten warmen Betten vorhanden sein. Ferienwohnungen oder sogenannt kalte Betten, die fast die Hälfte des Siedlungsgebiets Stoos ausmachen, können seit der Zweitwohnungsinitiative keine mehr gebaut werden. Dem trauert Suter aber nicht nach: «Grundsätzlich muss nicht der ganze Boden verbaut werden, nur damit die Jalousien dann geschlossen bleiben.» Ein mässiger, naturverträglicher Tourismus bringt viel mehr.