19.06.2019

Gold in Reichweite

Die Gemeinde Schwyz ist ein alter Hase unter den Energiestädten in unserer Region. Vor 16 Jahren wurde sie zum ersten Mal zertifiziert. Beim letzten Re-Audit vor einem Jahr erhielt Schwyz für die umgesetzten Massnahmen in allen Bereichen 73 Prozent der möglichen Punkte. Damit fehlen nur noch zwei Prozent zum Goldlabel, das die besten Energiestädte Europas auszeichnet. In den nächsten Jahren ist wieder einiges geplant: Unter anderem sollen Rad- und Fussgängerwege die Gemeinde für den Langsamverkehr attraktiver machen.

«Wir haben Glück», sagt der Schwyzer Umweltschutzbeauftragte Rodrigue Bieri, «dass wir ein paar ganz starke Teilnehmer im Markt haben.» Dank der Agro Energie AG kann die Bevölkerung von einem grossflächigen Fernwärmenetz profitieren und die Gemeinde ihre Liegenschaften heute praktisch ohne CO2-Ausstoss beheizen. Auch der Strom von ebs stammt vollumfänglich aus erneuerbarer Wasserkraft. Damit sind die Voraussetzungen für eine Energiestadt bereits da.

Doch auch in anderen Bereichen, in denen sie ihr Glück selbst in der Hand hat, macht die Gemeinde vorwärts. Die Kehrichtverbrennung hat sie auf die moderne Anlage in Perlen umgestellt, damit auch ein Verlad auf die Schiene möglich ist. Unternehmen unterstützt sie aktiv, um Mitarbeitende zum Gebrauch von umweltschonenden Transportmitteln zu motivieren. Bei grösseren Bauten sind Minergiestandards obligatorisch und Stromanschlüsse für E-Fahrzeuge erwünscht. Zudem zieht die Bevölkerung mit und verhält sich etwa in Bezug auf Recycling vorbildlich. So konnte sich Schwyz im Vergleich zum letzten Re-Audit um satte 10 Prozent steigern.

Mobilität ist das grosse Thema in den kommenden Jahren. Die Gemeinde Schwyz hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst autark zu werden. Dank Fernwärme und Ökostrom aus der Region ist eine Annäherung durchaus realistisch. Den grossen Knackpunkt sieht Bieri beim Verkehr: «Die Leute möchten unabhängig von A nach B fahren können», ist er überzeugt. Deshalb werde es schwierig, ganz vom Auto wegzukommen.

Im aktuellen Agglomerationsprogramm widmet sich die Gemeinde dem Langsamverkehr: Für Velofahrer und Fussgänger will sie in nächster Zeit viel bewirken. Ein Radweg von Steinen bis Brunnen soll die einzelnen Gebiete miteinander verbinden und es so möglich machen, sicher und angenehm mit dem Velo zur Arbeit zu fahren.

Als Rodrigue Bieri vor 15 Jahren die Kriterien für das Label Energiestadt studiert hat, hätte er es nie für möglich gehalten, dass Schwyz einmal so weit kommt. «Sind die zwei Prozent nun zum Greifen nah – oder doch weit weg?», fragt er sich und kennt die Antwort noch nicht, schätzt aber: «Wenn die Gemeinde so weitermacht, ist Gold in Reichweite.»