17.07.2019

Auf dem Fundament der Vorgänger bauen

Die Gemeinde Illgau hat in Bezug auf Umweltpolitik nicht die einfachsten Voraussetzungen: Die finanziellen Ressourcen sind beschränkt und die Bevölkerung der kleinen Berggemeinde verzettelt sich in die Hänge. Der Weg zur Zertifizierung als Energiestadt hat aber gezeigt, dass ihre Vorgänger schon manche Weichen richtig gestellt haben. Die Illgauer können heute von diesem vorausschauenden Denken früherer Generationen profitieren und sind ebenfalls bereit, ihren Teil dazu beizutragen. Auf ihre eigene Art und Weise.

Die 30er Zone zieht sich schon lange durch den Dorfkern, den generellen Entwässerungsplan setzt die Gemeinde laufend um, und Schritt für Schritt hat sie Reglemente und Karten erarbeitet. Die Stuben werden seit jeher vor allem durch den erneuerbaren Rohstoff Holz warm. «Eigentlich war vieles schon da – wir mussten es nur noch zusammentragen und dokumentieren», sagt Gemeindepräsident Iwan Bürgler. Als kleine Gemeinde mit rund 800 Einwohnern hat Illgau nicht endlose Ressourcen. Trotzdem entschied sich der Gemeinderat mitzuziehen und sich mit Muotathal und Morschach zusammenzuschliessen, als das Label Energiestadt im Bezirk lanciert wurde.

Seit Illgau 2016 zertifiziert wurde, ist im Hintergrund viel passiert. Eine Studie über erneuerbare Energien hat aufgezeigt, dass die Gemeinde für Sonnenenergie prädestiniert wäre und Abklärungen für den Bau einer grösseren Photovoltaikanlage ausgelöst. Eine Realisierung wurde bis jetzt nicht weiterverfolgt: «Die Befestigung im Gelände wäre risikohaft und die Abgabe des Stroms schwierig geworden», führt Bürgler aus. Sonnenenergie zu nutzen, allenfalls in kleineren Strukturen für den Eigenbedarf von Haushalten, macht aber Sinn und wird Thema bleiben. Zudem werden die gemeindeeigenen Bauten, etwa in Bezug auf LED-Beleuchtung, Wassersparbrausen oder Steckerleisten laufend optimiert.

Die geografische Lage der Gemeinde, die sich auf verschiedene Gebiete verteilt, war schon in anderen Bereichen ausschlaggebend: So zum Beispiel bei der Prüfung eines Fernwärmenetzes, das als nicht sinnvoll eingestuft wurde. Ebenfalls die Abklärungen für eine Trinkwasser-Turbine oder ein Car-Sharing: «Als Alternative haben wir ja seit Jahrzehnten den Nätschbank», sagt der Gemeindepräsident mit einem Schmunzeln und zeigt auf das Bänkli vor dem Sigristenhaus, das sich für Einheimische als halboffizielle Autohaltestelle eingebürgert hat.

Die Illgauer sammeln Informationen, sind stets auf dem aktuellen Wissensstand, überstürzen dann aber in der Umsetzung nichts. Statt die grössten Projekte anzureissen, ist es ihnen wichtiger, moderat voranzukommen – und dass die umgesetzten Projekte auch wirklich Hand und Fuss haben.